Usability-Tipps - Kapitel "Inhaltsgestaltung-Navigation"

Links in neuem Fenster öffnen

Wann sollte man Links in einem neuen Fenster (oder Reiter) öffnen und wann lieber von der aktuellen Seite auf das Linkziel im gleichen Fenster verweisen? Und warum öffnet man überhaupt Linkziele in einem neuen Fenster?

Streng genommen ist diese Vorgehensweise fast immer ein Ärgernis. Zu viele Dinge sprechen gegen neue Fenster oder Reiter, während zahlreiche Argumente für das Beibehalten des aktuellen Browserfensters sprechen; allen voran die Erwartung des Anwenders. Ausnahmen bilden „Nicht-Web-Dokumente“ wie Office- oder PDF-Dokumente.

Argumente gegen neue Fenster

  • Allen anderen Argumenten voran steht der hohe Anteil an Benutzern, die sich weniger auf die Navigation der Website konzentrieren, sondern die Navigationselemente des Browsers als „das Internet zeigende Anwendung“ konzentrieren. Hier ist es insbesondere der „Zurück“-Button der Schaltflächenleiste aller gängigen Browser, die oft dazu verwendet wird, zu zuvor betrachteten Seiten zurückzukehren. Dabei eher nicht beachtet werden die Positionsmarkierungen  in Menüs  oder Brotkrumen. Während Brotkrumenspuren („Breadcrumbs“) zumindest auch bei späterem Hinsehen noch in gewisser Weise dabei helfen können, einen einmal gegangenen Weg wieder zu finden, ohne die „Zurück“-Taste zu verwenden, sieht das bei der reinen Markierung des aktiven Menüpunkts schon anders aus.  Wenn Sie ein neues Fenster öffnen, kann diese Methode aber nicht mehr benutzt werden. Im einfachen Fall verärgert dies den Anwender „nur“, es ist aber auch denkbar, dass die Orientierung komplett verloren geht.
  • Besonders verstärkt wird die Verwirrung durch neue Browser bei maximierten Fenstern. Denn in einem solchen Fall  merkt der Besucher es oft gar nicht, dass ein neuer Browser aktiviert wurde oder ein neuer Reiter erschienen ist. Gerade bei Browsern, die Reiter unterstützen, ist die Hilflosigkeit oft groß, wenn bereits mehrere Seiten geöffnet sind. Der neue Reiter am Ende führt eigentlich nur durch Schließen sicher zum zuvor verwendeten Reiter zurück (…was zum Vorteil für Nicht-Web-Dokumente wird, siehe unten). War in diesem Browser (oder diesem Reiter) zuvor die angezeigte Website, muss diese nun aus der Historie oder Erinnerung neu angesurft werden. Sprich: Der Besucher ist erst einmal verloren.
  • Wird ein spezielles / mobiles Lesegerät oder eine bereichsbezogene Vergrößerung eingesetzt, um eine Seite zu betrachten, erschweren außerhalb der Lesehilfe geöffnete Fenster die Erkennung.
  • Ebenso gehen bei neuen Browsern in der Regel individuell für die Site gefundene Einstellungen verloren und müssen vom Anwender wiederholt werden. Passiert dies mehr als einmal, ist der Besuch mit fast hundertprozentiger Sicherheit beendet.
  • Popupblocker sind ein Feind neuer Fenster und können u. U. die Anzeige der neuen Information ganz verhindern.

Ausnahme Office-Dokumente

Wo PDF-Dokumente und Word- oder Excel-Dateien im Browser dargestellt werden, verzögern Sie die Antwortzeit der Website enorm und liefern oft nicht das, was der Anwender eigentlich erwartet hat – nämlich den Download der Information. Viele unerfahrene Anwender denken in einem solchen Fall an einen Absturz des Browsers und beenden die Ausführung zu Gunsten eines neuen Anlaufs – der dann ebenso „scheitern“ wird. Durch die häufig anzutreffende Integration des Office-Pakets und des Readers in den Browser werden aber heute fast überall Dokumente dieser Art nicht mehr heruntergeladen und in einem installierten Programm „außerhalb“ des Browsers geöffnet. Viele Anwender wünschen dennoch eine Bearbeitung z. B. einer Excel-Datei in einem „vollwertigen“ Excel. Auch werden viele Klicks auf solche Links mit dem Ziel durchgeführt, die Datei auf dem lokalen Rechner zu archivieren. Daher wird auch – nicht oft, aber aus genau diesem Grund – das Ausliefern solcher Daten durch entsprechende Kennzeichnung im Header der Antwortseite das anhängende Dokument als „Attachment“ deklariert, so dass automatisch ein Download erfolgt, statt das Linkziel im Browser zu öffnen.

Wo dies nicht geschieht, ist es in der Regel ausnahmsweise eine gute Idee, ein neues Fenster für die Darstellung der Produktinfos als PDF, Word oder Excel-Datei bzw. die Präsentation zu verwenden. Denn wenn die Betrachtung des Dokuments abgeschlossen ist, erfolgt in vielen Fällen reflexartig das übliche Schließen der Anwendung… in diesem Fall also des Browsers. Der Besucher ist damit für die Website erstmal verloren und muss, wenn er denn seine Sitzung wieder aufnehmen will, erneut den Browser starten und die Adresse eingeben oder den Weg neu suchen. Ist Ihr Besucher also wahrscheinlich nicht am Ziel seines Besuchs angelangt, wenn er die verlinkten Office- oder PDF-Dokumente betrachtet hat, sollten Sie darüber nachdenken, hier eine Ausnahme von der Regel zu machen.