Usability-Tipps - Kapitel "Navigation"

Technische und optische Navigationsgestaltung

Die technische Ausführung der Navigation beinhaltet auch für den Besucher entscheidende Faktoren. Während das Kapitel zur Barrierefreiheit auf einige der Punkte eingeht, die zugleich auch für die Erfassbarkeit durch Suchmaschinen Relevanz besitzen, gibt es auch andere technische Mittel, um eine Navigation mehr oder weniger gut bedienbar zu gestalten.

Zunächst einmal stehen viele Betreiber vor der Wahl, ob die Navigation eher durch Links, schalterähnliche Bedienelemente oder an Desktopanwendungen anmutende Navigationen realisiert werden soll. Für jede Variante mag es gewisse Situationen geben, in denen sie sich besonders gut eignen und den anderen gegenüber im Vorteil sind… aber in der Regel sind „gewöhnliche“ Links immer die bessere Wahl. Sie haben den Vorteil, dass der Anwender in der Statuszeile sehen kann, wo es hingehen wird und dass er irgendwo hingehen kann. Aktiv, durch einen Klick.

Ob die Hauptnavigation dabei wie ein Anwendungsmenü oben angeordnet ist oder komplett auf der linken Seite (in vielen Blogs und anderen Web 2.0-Anwendungen auch häufig rechts) Platz findet – entscheidend ist vor allem, dass der Besucher auf den ersten Blick erfassen kann, dass er hier die Verweise findet, die ihm die Navigation durch die Siteinhalte erlaubt. Und dass er dort sich zurechtfinden kann. Ist die zweite (und ggf. auch die nächste) Navigationsebene nicht abweichend gelöst, sondern findet an der gleichen Stelle statt, überwiegen zwei Lösungen: „Drop-Down“ – Menüs für alle Ebenen im Kopfbereich oder „auf- und zuklappbare“ Menüs in Baumstruktur auf der linken Seite. Wenn es einen Wechsel gibt, wird oft die Hauptnavigation der ersten Ebene im Kopfbereich angeordnet (z. B. als Reiter oder Menüleiste), die beiden nächsten Ebenen folgen dann links als Detailnavigation; entweder ebenso als JavaScript-bedienbaren Baum oder als eingerückte Liste.

In der Realität überwiegen allzu oft die Drop-Down-Varianten; gefolgt von den „Javabäumen“; entweder ausschließlich oder mit einer Hauptmenüleiste gepaart, danach folgen die dritte Variante… und eine Vielzahl von sehr eigenwilligen Lösungen, die in keine der Kategorien fällt. Wenn Sie die Wahl haben, sollten Sie bei der Wahl der technischen Mittel beachten, dass DropDown-Menüs in einem Webbrowser vergleichsweise schwierig zu bedienen sind, zumal oft in jedem Aufklappmenü weitere Menüs eingeblendet werden können, die die nächste Ebene repräsentieren und dem Anwender damit sehr viel korrekt auszuführende Mausarbeit abverlangen. Erschwert wird dies oft durch recht kleine Schriftarten, damit längere und aussagekräftigere Titel das Gesamtbild nicht stören. Ein Kompromiss folgt dem anderen und schnell hat man alle Anwenderfreundlichkeit der Optik geopfert, ohne groß darüber nachzudenken, ob ältere Menschen oder Anwender, die nicht durch täglichen Umgang mit der Maus geschult sind, damit wirklich zurechtkommen. Das probieren Sie z. B. einfach selbst aus, indem Sie die Maus in die andere Hand wechseln oder einen anderen Finger statt des Zeigefingers zum Klicken verwenden – kann auch mit dieser vergleichweise ruckeligen Steuerung noch Gewolltes getroffen werden? Auch ein dicker Handschuh hilft bei der Simulation weniger geübter Anwenderhände.

Da bei dieser Variante auch gern die Übersicht verloren geht, eignet sie sich nur für wenige Webauftritte. Wo es funktioniert, sind zumeist eher Webapplikationen auf Basis von Flash, Silverlight oder anderen Technologien im Einsatz, die zwar im Browser ausgeführt werden, aber eher (je mehr, desto besser für diesen Typ von Anwendung) einer Standardapplikation auf dem Desktop entspricht und daher nicht unbedingt den gleichen Regeln wie eine auf CSS, HTML und Browser- oder Serverscriptsprachen wie JavaScript, PHP & Co. basierendes Webangebot unterworfen ist.

JavaScript: Prima, so lange es auch ohne geht!

Der Einsatz von JavaScript ist vor allem im Bereich der Navigation sehr beliebt. Und das ist auch nicht „schlimm“, wenn dies der Verbesserung der Benutzbarkeit dient. Umfangreichere Menüs werden hiermit z. B. ein- und ausblendbar gestaltet, um nicht alle Detailebenen auf einen Blick präsentieren zu müssen, was zweifelsohne der Übersichtlichkeit dient… wenn dadurch nicht nur riesige Listen von Links zur Ansicht gebracht werden, die ihrerseits den Anwender bei der Auswahl des richtigen Verweises wiederum überfordern. Oft aber dient JavaScript für eher überflüssige Effekte. Aus Sicht eines Anwenders ist es zwar – im Gegensatz zu einer Suchmaschine – egal, ob das Design eines Menüs, speziell das Verhalten und die interaktiven Effekte per CSS oder Java herbeigeführt werden, bei Animationseffekten und anderen Gimmicks, die zu Verzögerungen führen, hört der Spaß aber leider nach wenigen Klicks auf und hindert den Besucher an der zügigen Informationserfassung. Sprich: Lassen Sie es lieber gleich bleiben und suchen Sie andere Bereiche, um sich als innovativ zu erweisen. Navigation sollte nicht nur verständlich und übersichtlich, sondern auch zügig bedienbar sein und viele Effekte, die heute auf Webseiten eingesetzt werden, verstoßen speziell gegen den letzen Punkt.