Usability-Tipps - Kapitel "Navigation"

Links oder Buttons?

Links dienen in großer Anzahl im Web zur Navigation zwischen einzelnen Seiten. Buttons hingegen kommen meistens in Formularen und Prozessen wie Anmeldung, Einkauf u. Ä. zum Einsatz. Das ist aber nicht immer so und so gibt es auch Websites, die Schalter zur Navigation einsetzen oder Links zum Absenden von Formularen… warum werden überhaupt unterschiedliche Elemente für den offenbar gleichen Zweck angeboten und was bietet sich wann an?

Links dienen, ohne sich an eine bestimmte Definition binden zu wollen, im Web hauptsächlich dazu, miteinander in mehr oder weniger engem Zusammenhang stehende Informationen miteinander zu verknüpfen. Innerhalb einer Domain wird dieser Zusammenhang hauptsächlich durch die Navigation gebildet, die von der Startseite – und untereinander – aus in verschiedenen Ebenen Inhalte in Segmenten / Kategorien unterteilt zugäglich macht. Daher ist es auch grundsätzlich eine gute Idee, die Navigation im Browser mit Links und nicht durch Buttons zu realisieren. Auch wenn das Ziel eines Verweises außerhalb der eigenen Domain liegt, ist ein Link meistens die bessere Wahl. Ungeachtet der Tatsache, dass diese Konvention aus Zeiten stammt, wo das Web eher „textlastig“ war, gilt sie auch im interaktiver gewordenen Web nach wie vor.

Ausnahmen haben aber mitunter durchaus ihre Berechtigung und werden auch von den meisten Besuchern frag- und klaglos akzeptiert. So sind Schaltflächen zur Bestückung eines Warenkorbs oder dem „Aufruf zum Aufruf“ einer bestimmten Seite, Information oder dem Einstieg in einen Prozess (der technisch nichts anderes als jede andere Seite ist) oft eingesetzt und auch angeklickt. Und so lange man sich zumindest einheitlicher Mittel bedient und Klickflächen eine ausreichende Größe und aussagekräftige Linktexte bieten, können Links auch „Befehlscharakter“ haben.

Grundsätzlich scheinen Buttons dennoch auch im Web ihrem Image als „Befehls- / Aktionsschaltflächen“ gerecht zu werden.Daher sind sie auch technisch gesehen im Web i. d. R. Bestandteil eines Formulars (Scripte einmal zur Vereinfachung vernachlässigt). Ob Anmeldung, Absenden eines Kontaktformulars, Fortsetzen bzw. Abschluss eines Einkaufsprozesses oder Bestätigung von Änderungen in einem persönlichen Profil… es gibt zahlreiche Anwendungsfälle in Websites und vor allem Portalen, bei denen Benutzer „Befehle“ an eine Website / Webanwendung geben oder in irgend einer Form einen Prozess steuern. Auch wenn Sie Befehle dynamisch aktivieren oder deaktivieren wollen, sind Buttons durch die Tatsache, dass sie von üblichen Anwendungen in beiden Formen i. d. R. bekannt sind, Links unbedingt vorzuziehen, denn ein „grauer Link“ ist nicht für jeden Besucher automatisch nicht anklickbar; unverlinkter Text kann kein Signal „ich bin eigentlich ein inaktiver Link“ senden…

Grenzfälle

Wenn man versucht, ausschließlich mit den relativ einfachen Regeln „Navigation=Link; Aktion/Befehl=Button“ den kompletten Inhalt einer Website umzusetzen, stellen sich schnell Detailfragen, wenn die Grenzen zwischen den Differenzierungsmerkmalen verwischen. Ist z. B. ein Download die „Navigation zu einer Datei“ oder der Abschluss eines Prozesses? Oder dessen Einleitung?

Auch technisch gesehen können Links und Schalter miteinander verwoben werden – z. B. durch Verwendung einer Button-Grafik als Klickfläche. Ist das nun ein Link (technisch) oder ein Schalter (mit den Augen des Anwenders gesehen) und wann ist der Einsatz sinnvoll? Eine globale Antwort auf diese Fragen gibt es nicht und auch Erfahrungswerte, die zeigen, dass Buttons für Befehle nach wie vor besser funktionieren, bedeuten im konkreten Fall nicht, dass Festhalten an diesem Prinzip zwingend die optimale Lösung erzeugt.

Solange die Umsetzung als Button oder Link in der Lage ist, klar zu kommunizieren, was nach einem Klick passiert, ist die Aufgabe ja prinzipiell erfüllt. Generell ist es im Zweifelsfall also immer die beste Option, mehrere Varianten von Links und Buttons in überschaubaren Tests gegenüberzustellen und sich für die Option zu entscheiden, die besser angenommen wurde. Und wenn es um den Abschluss einer Aktion geht, die massgeblich für den Erfolg Ihrer Website verantwortlich ist (z. B. im Fall von Shops), sollten Sie diese Tests nicht erst im Livebetrieb, sondern idealerweise schon vorher durchführen.

Links und Buttons?

Handlungsaufforderungen, die sich z. B. im Einleitungstext einer Produktvorstellung oder der Zielseite einer Marketingkampagne befinden, bieten den Vorteil, dass sich im Kontext des Links viele Informationen zum Ziel bzw. der Zielaktion unterbringen lassen. Schalter hingegen haben meistens den Vorteil höherer Aufmerksamkeit auf ihrer Seite. Nicht überraschend also, dass beide Mittel mitunter gemischt werden, obschon es aus Sicht der Benutzerfreundlichkeit eigentlich nicht wünschenswert ist, mehrere Wege zum gleichen Ziel anzubieten. Diese Regel dient aber vor allem dazu, den Anwender nicht zu verwirren. Wer es also schafft, Link(s) und Schalter so zu mischen, dass dennoch klar ist, dass immer das gleiche Ziel dahinter steht (wenn wirklich die ganze Seite mit der dazu erforderlichen Ruhe wahrgenommen wird), mag damit erfolgreich sein… das wird aber ebenso Tests erfordern, die im Zweifelsfall wirklich nur mit einer größeren Anzahl von realen Besuchern und Conversions Ergebnisse liefern können.

Wie umsetzen?

Grundsätzlich muss eine Website, die Buttons zur Navigation einsetzt, genausowenig automatisch „benutzerunfreundlicher“ sein als eine andere, wie eine Navigation mit Links allein sicherstellt, dass die Site auch benutzerfreundlich ist. Da sind eher andere Faktoren wie Größe, Design und vor allem der Text maßgeblich. Dennoch ist es auch hier (wie so oft) eine gute Idee, die Erwartungen der Anwender möglichst großflächig zu erfüllen und dafür zu sorgen, dass bei jedem Klick – sei es auf einen Link oder einen Button – möglichst keine Überraschungen lauern, wenn das Ziel geladen oder die Aktion ausgeführt wird. Wer in Web-Anwendungen Links statt Buttons einsetzt, wird nicht automatisch scheitern, wenn dennoch eine zügige Benutzung möglich ist und „Aktionslinks“ als solche klar erkannt werden können. Nicht umsonst findet man auch in Desktopanwendungen mitunter Links statt Schaltern – z. B. wenn es dadurch möglich ist, mehr Informationen über die Aktion (das „Ziel“) hinter dem Link in Erfahrung zu bringen.

Bei Websites hingegen sind es letztendlich die Conversions, die den Erfolg messbar machen und daher ist es grundsätzlich eine gute Idee, an wesentlichen Stellen nicht nur eine Grundsatzentscheidung für oder gegen Buttons zu treffen, sondern mehrere Varianten aktiv zu testen und zu beobachten, mit welchen Mitteln Prozesse nicht nur betreten, sondern auch erfolgreich abgeschlossen werden. Hierbei dürfen es ggf. auch schon mal Kombinationen sein, wenn der Erfolg diese Abweichung von der Regel rechtfertigt… nur „auf gut Glück“ sollte bei ernsthaftem Interesse am Abschluss bestimmter Zielaktionen keine Option sein. Darüber hinaus ist die Faustregel, bevorzugt Links zur Navigation zu verwenden und auf Buttons zu setzen, wenn es im Fall von Kontaktformularen, Datenbearbeitung oder Kauf- und Anmeldeprozessen i. d. R. auch vom Benutzer erwartet wird, keine schlechte Leitlinie.