Usability-Tipps - Kapitel "Barrierefreiheit-Einführung"

Wie Quellcode der Seiten zur Barrierearmut beiträgt

Zwei Seiten, die im Browser komplett gleich aussehen und auch den gleichen Anteil an Grafik und Text haben, können im Quellcode vollkommen anders aussehen. Und während ein Browser offenbar keine Probleme damit hat, ihnen trotz der Unterscheide das gleiche Ergebnis zu liefern, sieht das für Lesegeräte, Suchmaschinencrawler und andere Ausgabegeräte, die den empfangenen Quelltext einer Seite analysieren und danach vorlesen oder auf andere Weise anbieten, ganz anders aus.

Generell sollten daher zusammenhängende Informationen auch im Quelltext zusammen stehen und nicht voneinander getrennt und in miteinander nicht verbundene „Verpackungen“ wie Tabellenzellen o. Ä. eingewickelt sein. Der Vorteil von per CSS mehr oder minder frei positionierbaren Containern gegenüber Tabellen ist auch, dass weniger wichtige Inhalte wie Banner, sekundäre Informationen in Spalten neben dem Hauptinhalt etc. physikalisch tatsächlich im Quellcode erst nach dem Hauptinhalt angeordnet werden kann, was die Relevanz der wesentlichen Inhalte für Suchmaschinen ebenso verbessert, wie es diese Inhalte schneller für Screenreader oder andere Geräte zugänglich macht.

Zudem ist eine semantisch nachvollziehbare Auszeichnung von Textinhalten erforderlich, die mit entsprechenden HTML-Mitteln auch abseits von Fettschrift und größeren Fonts klar machen kann, was eine Überschrift ist, wo ein Absatz beginnt und wo er aufhört; welche Erklärung zu welcher Abkürzung gehört oder zu welchem Bild eine Unterschrift gehört – und was darauf zu sehen ist. Machen Sie also regen Gebrauch von den TITLE und ALT-Attributen für Bilder – und nutzen Sie zumindest dort, wo es sinnvoll erscheint und Bilder wirklich relevante Informationen transportieren und das auch nicht geändert werden kann, zusätzlich das LONGDESC – Attribut.

Wenn Sie fremdsprachliche Begriffe verwenden, sollten diese für Vorlesegeräte mit einer Sprache gekennzeichnet werden, damit das Gerät das nachvollziehen kann, was Sie im Kopf beim Lesen selbst tun: richtig interpretieren und übersetzen; anderenfalls wird die Aussprache das Wort möglicherweise bis zur Unkenntlichkeit verzerren. Die gute Nachricht ist, dass ein großer Teil der Aktionen zur Verbesserung der Quellcodelesbarkeit auch Suchmaschinen besonders gut gefällt und es daher doppelt lohnend ist.

Bei Formularen verwenden Sie das LABEL-Tag, damit auch ohne Kenntnis der Darstellung nachvollziehbar ist, welcher Titel sich auf welches Eingabefeld bezieht (ein separater Beitrag hierzu folgt). Und auch die nun mehfach angesprochenen Skiplinks und Accesskeys gehören zum Quellcode und bieten Möglichkeiten zur Alternativen Navigation oder hinfreiche Abkürzungen.

Validierbarkeit

Wenn Sie den Quellcode „aufgeräumt“ haben, muss er noch lange nicht fehlerfrei sein. Machen Sie daher vorzugsweise nach jeder Veränderung einen kurzen Check mit einem Validator (z. B. http://validator.w3.org/), um sicherzustellen, dass die Seiten technisch einwandfrei interpretiert werden können und nicht durch vergessene Tags komplette Teile unterschlagen werden. Dies ist zwar keine Grundvoraussetzung dafür, dass ein Text auch vollständig erfasst werden kann, es schadet auf der anderen Seite auch nicht. Behalten Sie aber im Gedächtnis, dass eine fehlerfreie Validierung keine Garantie dafür ist, dass alle Inhalte auch wirklich in der von Ihnen angedachten Form von Screenreadern oder anderen assistiven Werkzeugen verarbeitet werden können. Auch  andere existrierende Validatoren, dich sich Quellcode und / oder CSS einer Seite gesondert hinsichtlich der Anforderungen an eine barrierefreie Website unter die Lupe nehmen, können im Einzelfall zwar Hinweise liefern, was evtl. nicht in Ordnung sein könnte; dennoch ist gerade hier eine Abwesenheit von Fehlermeldungen alles andere als eine Garantie dafür, dass es keine Probleme gibt. Setzen Sie Validatoren für Farben, Struktur etc. (wie z. B. der nun nicht mehr frei verfügbare „Bobby“; eine Liste von Tools finden Sie u. A. hier) oder Emulatoren wie Fangs & Co. gern ein. Lassen Sie sich von beruhigenden Ergebnissen nur nicht allzusehr in Sicherheit wiegen, sondern versuchen Sie nach Möglichkeit einmal, Ihre Seite mit einem echten Screenreader von jemandem benutzen zu lassen, der darauf angewiesen ist.