Usability-Tipps - Kapitel "Inhaltsgestaltung"

Der Weg eines Benutzers: Oft „Schlangenlinien“ und manchmal „Sterne“….

Kaum jemand macht  „den besten Klick“ aus Zufall oder sucht gar aktiv nach kürzeren Wegen, wenn er denn einen Navigationspfad zu einer tiefer liegenden Seite gefunden hat, der funktioniert. Wiederkehrende Besucher sind oft selbst mit Umwegen über andere Websites zufrieden, wenn sie sich denn daran zurück erinnern können und haben definitiv kein „eingebautes Bedürfnis“, sich die richtige Einstiegsadresse für Ihre Site zu merken. Mit dem richtigen Einsatz von Links kann dieses Verhalten auf der eigenen Site unterstützt und sogar genutzt werden – es lauern aber auch Fallen…

Mit Schlangen leben…

Nicht nur bei Umwegen über andere Sites, sondern auch auf Ihrer Website selbst, wo vielleicht eher untypische Pfade gefunden wurden, ist ein „typischer“ Wiederkehrer mit einmal als funktionierend Erlerntem unreflektiert zufrieden und macht nimmt dabei teilweise regelmäßig seltsamste Umwege – eben Schlangenlinien. Er wird auch nicht auf geradere Wege ausweichen… es sei denn, ein Hinweis wie Breadcrumbs, Texthinweise oder Links in übergeordnete Seiten zeigen kürzere Wege ganz offensichtlich auf. Oder die interne Suchfunktion ist erfreulicherweise so gut, dass künftig hierüber die gesuchte Seite wieder aufgerufen wird.

Wenn aber jemand gern einen Link an Stelle x verwendet, der eine Abkürzung darstellt oder eine Listbox gefunden hat, die schnell zum Ziel führt, werden kürzere Wege zum gleichen Ziel in der Regel definitiv nicht mehr aktiv gesucht. Daher werden bedauerlicherweise oft auch beim nächsten Besuch alle anderen Inhalte auf solchen „Brückenseiten“ (aus der Sicht des Anwenders) eher ausgeblendet, denn sie sind nicht wichtig. Das werden sie erst dann wieder, wenn der einmal gefundene Umweg plötzlich nicht mehr da sein sollte.

…aber Sterne vermeiden!

Damit die Suche nach einem funktionierenden Weg zu einer gewünschten Information aber nicht allzu sehr in Frust endet, kann der Webmaster, der – z. B. zur Erhöhung der Conversionwahrscheinlichkeit (und im Gegensatz zum mitunter umstrittenen Leitsatz, möglichst nur einen Link pro Ziel je Seite anzubieten) – mehrere alternative Linkplatzierungen / -gestaltungen auf einer Seite verwendet, um auf eine andere Seite zu verweisen, selbst einiges unternehmen. Dazu gehört z. B. die entsprechende Kennzeichnung der Links mit ähnlichen, verwandten oder auf andere Weise möglichst deutlich als „ähnlich“ erkennbare Ankertexte. Vor allem aber die Erkennbarkeit bereits besuchter Links vermeidet, dass man dieselbe Seite mehrfach besucht und dies erst merkt, wenn man sich durch die ersten Absätze gelesen hat. Und nur dieses Mittel ist auch dann wirksam, wenn mehrere Seiten Links zu zentralen Inhalten aufweisen, die über die normale Navigation hinausgehen; also z. B. durch Deeplinks in Textabschnitten, Promotionsblöcken, Eigenbannern etc. denn ohne aktive Vermeidung solcher Bewegungsmuster, die im Gegensatz zur Schlangenlinie eher „Sternen“ gleichen, welche nur eine einzige Seite (oder wenige) als Ausgangspunkt haben und deren Zacken mitunter sogar mehrfach besucht werden, ist enorm wichtig. Gelangt man immer wieder in die selbe, aber eben falsche Seite, ist dies für den Benutzer irgendwann so frustrierend und offenkundig nicht „vorwärtsbringend“, dass er gar nicht anders kann, als seine Erkundung abzubrechen.  Denn die Suche nach einem – zur Not auch geschlängelten – Weg zu einer interessanten (oder konkret gesuchten) Information funktioniert nur so lange, wie der Suchende den Eindruck hat, dem Ziel näher zu kommen… und sei dieses Ziel noch so unkonkret.

Besuchstiefe für „Stöberer“ erhöhen

Die Tatsache, dass man sich auch (oder gerade) im Web mit funktionienden, aber möglicherweise nicht unbedingt effizienten Wegen zufrieden gibt und alles, was man als funktionierend kennen gelernt hat, nicht zwingend hinterfragt, kann man unter bestimten Umständen sogar zu seinem Vorteil nutzen. Denn wenn jemand ausreichende Zeit bei einem erneuten Besuch im Gepäck hat und sich kaum Gedanken um das Erforschen Ihrer Navigationsstuktur macht, wird er möglicherweise gern ein paar weiteren Links auf der bereits kennen gelerten Seite folgen. Denn ist er nicht gerade auf der Jagd nach bestimmten Informationen, begibt sich der internetaffine(re) Leser auch gern auf Streifzug… und benutzt dann vielleicht als wiederkehrender Besucher auch Ihre Site als Ausgangspunkt. Es kann ja auch nichts Schlimmeres passieren, als ein Klick auf „Zurück“ und einem neuen Versuch… und man findet mitunter zudem in der Tat in diesem „unspezifischen Suchmodus“ Dinge, die man vielleicht (irgendwann) mal gebrauchen kann 😉

Da dieses Muster also nicht immer zu vermeiden ist, sollte es besser gleich durch die interne Verlinkungsstruktur unterstützt werden. Oft finden Sie so z. B. in Blogs Verweise auf Artikel der gleichen Kategorie in „Siehe auch„, „Ähnliche Artikel“ o. Ä. überschriebenen Bereichen, Tagclouds und dergleichen mehr. Diese Elemente dienen nicht nur der Optimierung der internen Verlinkung, die man bzgl. Suchmaschinen im Auge haben mag, sondern sie fördern genau den Typ Besucher, der gerade Willens ist, eine Umleitung zu weiteren interessanten Inhalten zu suchen…