Usability-Tipps - Kapitel "Barrierefreiheit-Layout und Technik"

Störungen der Bedienung aufgrund technischer Mittel

Nicht jede Website, die auf den ersten Blick wie jede andere aussieht, basiert auf der gleichen Technik. Und nicht alle technischen Voraussetzungen erfüllen verschiedene Anforderungen im Hinblick auf Benutzerfreundlichkeit gleich gut. Einzelne Techniken und deren oft unbeachteten Nachteile sollen in diesem Beitrag kurz aufgezählt werden, ohne dabei zu detailliert auf die Details einzugehen. Diese Auflistung soll nicht dazu dienen, diese Techniken generell als problematisch zu brandmarken oder gar von deren Einsatz generell abzuraten. Vielmehr dient die Übersicht dazu, sich der potentiellen Probleme bewusst zu sein und die Mittel daher (nur) in angemessener Form zum Einsatz zu bringen… bzw. Alternativen zu bedenken.

Frames

Wenn Ihre Seite Frames nutzt, besteht neben der Tatsache, dass sich eine Suchmaschine nicht nur mit der Indexierung Ihrer Site, sondern auch mit der Erkennung der Seiteninhalte im Zusammenhang schwer tut, ein entscheidender Nachteil für den Anwender. Dieser ist nämlich gezwungen, so in die Website einzusteigen, wie Sie es vorgesehen haben; möglichst per Eingabe der Domain im Browser. Wenn aber Inhalte einzelner Frames relevante Informationen für Suchmaschinen beinhalten und ein Besucher per Klick auf einen Treffer auf Ihre Seiten gelangt, wird in der Regel nicht das Frameset und damit der gewünschte Aufbau der Seite geladen, sondern nur die Seite, die den Teil des Gesamtaufbaus liefert, der den Treffer erzeugt hat. In der Praxis bedeutet das zumeist, dass Seiten „nackt“ als reiner Inhalt, ohne Kopf, Navigation, Fuß oder Sonstiges angezeigt wird, so dass die Seite „nicht bedienbar“ und auf keinen Fall geeignet ist, das Vertrauen des Besuchers zu wecken. Können Sie aus irgendeinem Grund nicht von Frames weg zu einem reinen (X)HTML / CSS – Gerüst, sorgen Sie auf jeden Fall dafür, dass fehlende Framesets nachgeladen werden, wenn eine Seite aufgerufen wird. JavaScript bietet entsprechende Möglichkeiten, die Sie im Web unter Suchbegriffen wie „frameset nachladen javascript“ leicht finden. Eine davon wird im Abschnitt „Inhalte linkfähig machen“ bei den Hinweisen zur Optimierung von Frames im Suchmaschinenland beschrieben, wo Sie auch detaillierte Hinweise zu Frames und deren Verwendung finden.

Popups

Sie wollen Aufmerksamkeit mit maximaler Gewalt erzeugen, indem Sie Popups verwenden, die als separates Fenster geladen oder als zusätzliche Ebene per CSS über den Seiteninhalt gelegt wird? Dann sollten Sie ganz sicher sein, dass die Nachricht eine solche Aufmerksamkeit auch verdient, denn wenn Standardnavigation oder Inhalt dadurch verdeckt werden, ist der Durchschnittsbesucher nicht aufmerksamer als ohne Popup, sondern eher verärgert. Nur, wenn die transportierte Information für ihn interessant ist oder in irgendeiner Weise eine „gute Nachricht“ für ihn darstellt, wird er das Popup akzeptieren und den Klick vollziehen. Klicks, die „aus Versehen“ erzeugt werden, weil dem Anwender suggeriert wird, er könne dort irgendein Steuerelement bedienen oder das Popup entfernen, bringen am Ende nichts außer einem Klick ins Nirvana und einen verlorenen Kunden.

Popups zu eigenen Zwecken sind also unter Umständen durchaus erlaubt und sinnvoll; dieses Mittel aber zur Bewerbung von Drittangeboten zu nutzen und zu hoffen, dass durch die Vergütung mehr hängen bleibt als durch einen Besucher, der ggf. zu Ihrem Kunden hätte werden können, ist in den meisten Fällen eine Rechnung, die nicht aufgeht. Und Sie sollten auch bedenken, dass ein Popup beim ersten Erscheinen durchaus anders wahrgenommen werden kann als beim zweiten bis zweihundertsten Mal. Sie sollten also immer erwägen, das Popup nur dann zu zeigen, wenn der Besucher es noch nicht gesehen oder eine überschaubare Anzahl von Einblendungen erlebt hat.

Unmotivierte Aktionen oder Bewegungen

Bewegung sorgt für Ablenkung – das haben Sie vielleicht auch schon an anderer Stelle in dieser Tippsammlung gelesen. Aber auch ohne Laufschriften & Co. kann Verwirrung erzeugt werden, wenn Aktionen ausgeführt werden, ohne dass der Benutzer diese bewusst ausgelöst hat. Grundregel: Benutzer klickt, Webseite verändert sich. Heute werden aber auch gern andere Ereignisse wie das „Betreten“ eines Steuerelements mit dem Eingabefokus, das „Drüberfahren“ mit dem Mauszeiger und andere Aktionen verwendet, um Effekte auszulösen. Wenn diese Effekte der Orientierung dienen, kann das auch durchaus hilfreich sein. Ändert sich aber der Eindruck / Aufbau / Inhalt der Seite nur dadurch, dass die Maus bewegt wurde, wird das selten vom Anwender gedankt. Bildergalerien, die neue Bilder in den Detailbereich laden, wenn die Maus über die Abbildung einer Vorschau bewegt wird, sind Ausnahmen, wenn diese so gestaltet sind, dass es kein Erschrecken des Anwenders die Folge ist. Achten Sie bei Verwendung solcher Aktionen also auf möglichst sparsame Veränderung und teilen Sie dem Anwender an geeigneter Stelle im Text mit, welche Aktionen er mit welchen Mausbewegungen auslösen kann. Ebenso „rühmliche Ausnahmen“ sind typische Web 2.0 – Elemente wie das Erscheinen einer dynamisch nachgeladenen Liste von Vorschlägen beim Tippen in Eingabeformularen und ähnliche Eingabehilfen oder die Darstellung von Prüfungsergebnissen für Feldinhalte, wenn das Eingabefeld verlassen wird.

Robustheit und Browserunabhängigkeit

Nicht jedes Layout ist gleich „robust“, wenn es um die beliebige Skalierung der Darstellung durch Anpassung der Browsergröße oder Schriftgröße etc. geht. Auch sollten Sie neben der Veränderung des Schriftgrads auch unbedingt kontrollieren, ob die Darstellung in allen gängigen Browsern lesbar ist, oder ob die Seite nur ordentlich im Firefox oder Internet-Explorer in der aktuellen Version, nicht aber in älteren, aber noch weit verbreiteten Browsern dargestellt wird. Und was ist mit Browsern auf anderen Systemen wie Safari (Mac) oder Konqueror (Linux) und anderen? Wenn Sie Benutzer einzelner Browser oder Systeme ausschließen wollen, ist das OK – aber es sollte bewusst geschehen und nicht nur auf dem Versäumnis einer Kontrolle basieren. Weiteren Hinweisen zur Browserkompatibilität ist ein eigener Beitrag gewidmet

Denken Sie auch daran, dass JavaScript, AJAX und andere Techniken sehr gut geeignet sind, eine möglichst benutzerfreundliche Oberfläche zu erstellen, aber nicht immer vorausgesetzt werden können. Simulieren Sie einen Nutzer ohne JavaScript, indem Sie die Verwendung in den Optionen des Browsers abschalten. Kann dieser Ihr Webangebot mit vertretbaren Einschränkungen dennoch nutzen oder bleibt er komplett ausgesperrt?

Grafik, Flash und Multimedia

Informationen, die mittels grafischer oder aktiver Elemente wie z. B. per Flash oder eingebetteter Videosequenzen vermittelt werden, wirken oft „professioneller“ als reine Textinhalte. Allerdings sind diese Inhalte weder für Suchmaschinen, noch für Sehbehinderte (denke: Barrierefreiheit) unmittelbar zugänglich. Allein schon aus diesem Grund sollten Sie sparsam mit Grafik und Flash umgehen, wenn Sie Ihre Seiteninhalte gestalten. Flash erlebt zwar derzeit durch die Erfassbarkeit durch Suchmaschinen einen neuen Aufschwung… weder für wirklich suchmaschinenoptimierte Inhalte, noch für barrierefreie Kommunikation ist Flash aber ein besonders gut geeignetes Mittel.

Diese Mahnung soll auch nicht bedeuten, dass nun Grafik generell verboten ist – vielmehr dient sie oft dazu, einen geeigneten Rahmen und ein gefälliges Layout für die Informationen zu liefern. Und auch zur Auflockerung können grafische Elemente genau so gern eingesetzt werden, wie Flash, Audiostreams, Videos & Co dazu geeignet sind, Informationen auf einem alternativen Weg für einzelne Besucher anzubieten. Wenn Sie sich daran halten, dass es für alle Informationen, die auf diese Weise dargestellt werden, einen Ersatz oder zumindest eine Zusammenfassung in Textform anbieten, können Sie abgesehen von einer Überladung mit solchen Inhalten nur noch wenig falsch machen. Wenn Sie jetzt denken: „Warum soll ich mir vergleichweise viel Mühe für vergleichweise wenige Besucher machen, die diese Alternativen benötigen?“, dann haben Sie vergessen, dass es auch noch Suchmaschinen gibt, die ebenso wenig mit „nichttextlichen“ Inhalten anfangen können. Auch hier soll auf das Suchmaschinenland verwiesen werden, wo Sie weitere Details zu Suchmaschinen und Grafik / Multimedia finden können.