Usability-Tipps - Kapitel "Conversions erzielen-Startseite"

Kontaktformulare: Stolpersteine trotz aufwändiger Umsetzung?

Auf vielen Websites ist eines der Hauptziele das Absenden eines Kontakt-, Anfrage- oder Anmeldeformulars. Meistens bestehen dort auch gar keine besonderen Hürden in Form von Kosten, Vertägen die abgeschlossen werden müssen oder sonstige Verpflichtungen. Dennoch ist es vor allen anderen Dingen das (begründete oder unberechtigte) Misstrauen gegenüber dem Anbieter und seinen Absichten, das eine großere Anzahl der Besucher von der Benutzung des Formulars abhält. Daher ist dieser Punkt auch das zentrale Thema im Beitrag zu Formularen und deren Umsetzung. Welche anderen „Kleinigkeiten“ bei der Gestaltung beachtenswert sind und mit welchen Mitteln die „Conversionwahrscheinlichkeit“ verbessert werden kann, zeigt dieser Artikel.

Ein simples Mittel, dass speziell bei Optionen und Feldern mit Auswahlschaltern (in HTML gesprochen: checkbox- oder radio – Inputelemente) die Benutzbarkeit verbessert, sind label-Elemente im Formular. Selbst diejenigen, die sich nicht darum scheren, ob und wie ein Formular nutzbar ist, wenn kein typischer Browser zum Einsatz kommt, sollte es zu schätzen wissen, dass durch die Definition von Labels für die relativ kleinen Klickflächen der vorgenannten Eingabeformen ein Verhalten erzeugt wird, wie man es aus Windows-Anwendungen gewohnt ist: Man kann so z. B. auf den Titel klicken, um eine Option zu aktivieren oder zu deaktivieren.Zur Verdeutlichung hier zwei Elemente, die sich unterschiedlich verhalten, wenn Sie auf den Text klicken:

Wer hier klickt, erreicht nicht viel

Wenn Sie wissen wollen, ob sich die Mühe wirklich lohnt, dann versuchen Sie sich zu erinnern, wie oft Sie selbst schon in Webformularen auf solche Titel geklickt haben, ohne dass etwas passiert ist. Hier geht es also nicht um Sorgfalt, sondern darum, die (unbewussten) Erwartungen des Anwenders zu erfüllen. Er wird es ihnen nur im Einzelfall explizit danken und die Mühe erkennen, die Sie sich gemacht haben… fehlt die Kennzeichnung der Labels hingegen, ist das eine potentielle Quelle für „Miniärger“, der sich bekannterweise im Lauf eines Besuchs Ihrer Site zu einem Absprungbedürfnis addieren kann.

Sanfte Verbesserungen per Script

In der Regel ist es nicht das Hauptanliegen eines Besuchers, der Ihr Kontaktformular ausfüllt, Ihnen jede Menge über sich zu verraten: Name, Vorname, Maildresse, Anschrift etc. Dennoch sind diese Angaben mitunter eben wichtig für die Abwicklung einer Anfrage oder der Erfüllung des mit dem Formular verbundenen Prozesses. Speziell im Fall eines „normalen“ Kontaktformulars aber will der Benutzer Ihnen etwas mitteilen. Mit seinen eigenen Worten. Der Tipp, das Eingabefeld daher nicht zu klein zu gestalten und ggf. auch schon vor die persönlichen Daten zu stellen, ist daher in der Regel auch auf fast alle Kontaktformulare anwendbar.

Um dennoch nicht zu viel Platz zu „verschwenden“ und das Formular nicht zu groß wirken zu lassen, sind mitunter Kompromisse erforderlich. Sparen Sie z. B. nicht in der Breite, wenn es denn schon in der Höhe recht knapp wird und nutzen Sie bedenkenlos auch Scripte, die eine automatische Größenanpassung bei der Eingabe erlauben – verlassen Sie sich nur nicht darauf, dass diese auch zwingend genutzt werden können. Sprich: Auch ein Benutzer ohne JavaScript sollte das Formular ausfüllen, bedienen und absenden können – alle Komfortfunktionen wie Vorabvalidierung im Browser, Größenanpassungen, ausgeblendete Bereiche, die per Mausklick vergrößert werden können etc. sind erlaubt, solange diese Benutzern, welche kein JavaScript zulassen, nicht im Wege stehen.

Machen Sie Vorgaben nur dann, wenn diese sinnvoll sind

In manchen Formularen sieht man eher unglücklicher Natur sind. So ist es faktisch niemals sinnvoll, ein Geburtsdatum, Altersangaben oder andere individuelle Daten mit Vorgaben zu versehen, nur um zu demonstrieren, wie man sich eine Eingabe vorstellt. Beispiele sind toll, aber bitte außerhalb der Eingabefelder. Anderenfalls müssen Sie sich damit begnügen, dass ein groter Teil der Anwender Ihre Vorgaben aus „Faulheit“ übernimmt und Sie dann falsche Angaben in Ihrer Datenbank speichern… und im Extremfall dann auch für Selektionen und Marketingaktionen heranziehen. Wer sich solcher Vorgaben bedient, darf sich also z. B. nicht wundern, wenn er jedes Jahr am 01.01. einem Haufen unzustellbarer Geburtstagsgrüße an mail@meinedomain.de o. Ä. sendet…

Brechen Sie nicht mit Konventionen, wenn es nicht absichtlich geschieht

Auch wenn es im Web oft darum geht, die Aufmerksamkeit des flüchtig vorbeisurfenden zu erhaschen, indem man ungewöhnliche Elemente auf der Website einsetzt: Dieses „Stilmittel“ sollte spätestens da, wo es um die Herausgabe persönlicher Daten in einem Formular geht, lieber über Bord geworfen werden. Sie haben die Aufmerksamkeit ja bereits… oder zumindest so viel, wie ein typischer, gehetzter und querlesender Internetnutzer gerade aufbringen kann. Und genau deshalb sollten Sie alles möglichst so gestalten, dass er beim flüchtigen Überfliegen alles findet, was er braucht.

  • Ein übersichtliches Formular gehört genau so dazu wie möglichst
  • einfach zu identifizierende Erklärung zur Verwendung der Daten / Schutz der Privatsphäre.
  • Gruppieren Sie, wenn nötig, gleichartige Angaben zu Blöcken
  • Machen Sie Eingabefelder und vor allem den Schalter zum Absenden des Formulars leicht erkennbar

Ebenso wichtig ist es, dass der Besucher keine falschen Signale erhält, die missinterpretiert werden. Zum Abschluss dieses Beitrags soll ein Beispiel aus der Praxis dazu dienen, diesen Punkt zu verdeutlichen:

Newsletter-Anmeldung

Sieht doch ganz vernünftig aus, oder? Es wird dennoch mitunter vielleicht nicht so gut funktinieren, wie es könnte, denn hier wird mit einer unformulierten Konvention gebrochen, die die meisten Anwender aus dem Web kennen: Pflichtfelder sind mit einem Stern markiert. Dass es hier genau umgekehrt ist, kann nur dann erfasst werden, wenn man sich etwas genauer mit dem Formular befasst. Wer allerdings nach einem flüchtigen Blick auf die „Pflichtfelder“ entscheidet, dieses Formular sei zu neugierig, um lediglich einen Newsletter zu  abonnieren, wird ggf. nicht zum Ziel kommen.

Tipp: Um bei Formularen die Gefahr der eigenen Betriebsblindheit als Faktor bei Optimierungsbemühen auszuschließen, ist es ein gutes Mittel, sich bei Dritten (das darf hier ausnahmsweise auch mal das eigene Umfeld sein) Anregungen für Varianten mit weniger Feldern, weniger Pflichtfeldern, anderen Formen der Buttons oder einem anderen Aufbau zu holen und diese dann in Form von A/B- oder multivariaten Tests konkret auf der eigenen Website auszutesten.  Nur so wird es gelingen einen Aufbau und Umfang zu finden, der für den Großteil der Besucher Ihrer Website die höchste Wahrscheinlichkeit bietet, dass das von Ihnen beabsichtige Ziel erreicht wird.