Usability-Tipps - Kapitel "Inhaltspräsentation"

Druckfassung, RSS…Nutzbarkeit außerhalb des Browsers

Achtung Binsenweisheit: Das Web ist ein schnelllebiges Medium. Das haben Sie möglicherweise schon so oft gehört, gelesen und vielleicht sogar gesagt, dass Sie gar nicht mehr wahrnehmen, was es bedeutet. Es bedeutet, dass fast jeder Nutzer dem Internet in irgendeiner Weise misstraut. Wenige bauen darauf, dass eine Information morgen noch an der gleichen Stelle zu finden ist wie heute. Und wenn es viel zu lesen gibt, aber wenig Zeit, wird eine Seite auch gern mal schnell ausgedruckt (wenn das klappt…). Auch diejenigen, die sich die Mühe machen, einzelne Informationen im Web zu belassen und in Form von Favoriten oder persönlichen Linkverzeichnissen zu verwalten, haben ab und zu das Bedürfnis, einzelne Webseiten und deren Inhalte auf andere Weise zu konservieren; z. B. als PDF oder Ausdruck auf Papier, lokal gespeichert oder per Copy & Paste in ein Dokument übernommen.

Selbst wenn Sie es selbst noch nie getan haben sollten: Sie glauben nicht, wie viele Menschen täglich Webseiten ausdrucken und archivieren, in spezielle Dossiers oder Informationssammlungen übernehmen oder sonst wie weiter verwerten!

Meistens sind es ungewollte Hürden

Möglicherweise ist es auf Grund des Inhalts (kostenpflichtig, exklusiv, geschützt) nicht in Ihrem Interesse, dass Inhalte auf diese Weise weiterverwertet werden und Sie greifen daher absichtlich zu Mitteln, um die Extraktion oder Speicherung zu erschweren. In den meisten Fällen aber haben Anbieter prinzipiell gar nichts gegen eine solche Nutzung, erschweren diese aber dennoch. Druckfreundlich ist eine Webseite z. B. nur dann, wenn das Layout entweder so auf den Hauptinhalt reduziert und ausgerichtet ist, dass eine unveränderte Ausgabe auf einem Drucker gut lesbare und vollständige Fassungen ergibt. Und weil das fast unmöglich ist, sollte es ein alternatives (CSS-) Layout geben, welches wahlweise über den Browser, einen Link am Ende der Seite oder automatisch beim Druck gewählt werden kann. Hierbei sollten Navigationselemente und ablenkende Banner etc. nicht ausgegeben und Links in einer druckfreundlichen Formatierung ausgegeben werden. Auch kann z. B. die gesamte Textformatierung, der Abstand der Zeilen und andere Merkmale druckfreundlich gestaltet; Grafiken mit einem sichtbaren Titel und Links mit erkennbaren Linkzielen ausgestattet werden.

RSS: Ein Thema für Sie?

Wenn Sie redaktionelle Inhalte bereitstellen, die auch an anderer Stelle publiziert werden sollen, so ist eine Verteilung der Texte per RSS eine häufig gewählte Form der Weitergabe. Nutzerfreundlichkeit – z. B. in einem Blog – bedeutet in diesem Zusammenhang auch, dass dem Besucher möglichst einfach erkennbar signalisiert wird, dass er die Meldungen auch als RSS-Feed erhalten kann, um diese z. B. in einem Feedreader zu abonnieren. Und ohne auf das Thema an dieser Stelle weiter eingehen zu wollen, ist bei bestimmten Inhalten inzwischen durchaus auch die Frage berechtigt, wie gut diese auf mobilen Endgeräten wie Handys oder PDAs empfangen und dargestellt werden können. Das Beispiel der Aktienkurse sei Ihnen erspart; Sie werden es sicher selbst wissen, wenn diese Art der Nutzung für Ihr Geschäft relevant ist (oder?).

Separate Druckfassungen und „schönere“ Versionen als Alternative

Da es noch lange nicht möglich ist, jeden Inhalt als statische lokale Seite sinnvoll zu speichern, wenn viele dynamisch erzeugten Elemente im Spiel sind, sollten Sie gerade hier besonders viel Sorgfalt bei der Erarbeitung und Pflege eines geeigneten Drucklayouts / Druckdesigns (oder gar der alternativen dynamischen Ausgabe von Seiten als PDF) legen.

Ist das alles zu kompliziert oder aus technischen Gründen nicht realisierbar, bieten Sie selbst eine Druckfassung als PDF zum Download an oder verlinken Sie zumindest ausgesuchte Teile des Inhalts auch als Grafik, Excel-Tabelle oder Word-Dokument zum Herunterladen für interessierte Besucher, die das Material weiter verwenden wollen (und dürfen).

Vorschlag: Erlauben Sie doch einfach explizit, was nicht zu verbieten ist

Und für alle alternativen Nutzungsformen außerhalb des Browsers und Kontext Ihrer eigenen Website sollten Sie unbedingt klare Statements auf der Webseite (z. B. im Impressum und „in der Nähe“ der Links zu Druckfassungen) hinterlassen, die dem Benutzer erläutern, was er mit dem Material anfangen darf – und was nicht! … soweit dies nicht auf der Hand liegt. So müssen Sie bei der Verlinkung und Veröffentlichung von Bildern (für die Sie die entsprechenden Rechte haben müssen!) nicht unbedingt bei jedem Bild einen Copyrighthinweis hinterlassen, da generell ein Schutz dieser Materialien besteht; genauso wie es auch – rechtlich gesehen – klar ist, wer das Recht zur Veröffentlichung aller Inhalte hat, die auf Ihrem eigenen Mist gewachsen sind. Im Zeitalter von Contentklau und erlaubter Publikation per Feed verbreiteter Inhalte ist im Zweifelsfall ein Wort zuviel besser, als ein Satz zu wenig.