Usability-Tipps - Kapitel "Inhaltsgestaltung"

Die Auswahl der „richtigen“ Sprache

Um missverständlich oder gar unverständlich zu sein, bedarf es keiner exotischen Abkürzungen. Es genügt, eine Sprache zu sprechen, die den Nerv der Zielgruppe nicht trifft oder dort Unbehagen verursacht, weil die Ansprache nicht passend erscheint. Daher kann es erforderlich sein, mehr als eine Sprache zu sprechen und im Einzelfall sogar unterschiedliche Domains für einzelne Zielgruppen mit inhaltlich und optisch passend gestalteten ähnlichen Angeboten zu betreiben. Oder Sie konzentrieren sich auf ein bestimmtes Segment und vertrauen darauf, dass der Rest damit zurechtkommt. Wie Sie es auch machen; bleiben Sie auf jeden Fall bei Ihrer Entscheidung oder ziehen Sie die notwendigen Konsequenzen aus einem Wechsel Ihrer Meinung.

Verfallen Sie hingegen willkürlich von einer Seite zur anderen von Klartext zu Marketingdeutsch oder vermischt sich das „Sie“ ständig mit dem „Du“ (das passiert z. B. in Communities sehr oft), sorgt das für Verwirrung und zeigt deutlich, dass kein einheitliches Konzept hinter der Website steht. Wenn mehrere Autoren einzelne Bereiche pflegen, ist gegen individuelle Unterschiede nichts einzuwenden, sondern kann den Inhalt im Gegenteil interessanter und abwechslungsreicher sein, aber der grundsätzliche Level der Vertrautheit mit dem Anwender und die sprachliche Ausrichtung sollten entweder einheitlichen Regeln gehorchen oder aber in nachvollziehbar getrennten Bereichen stattfinden.

„Bereichweise konsistent“

So ist es nicht verboten, in einer Pressemitteilung Pressesprache zu reden und im Blog direkt daneben den Ton komplett zu wechseln, während der Rest des Webauftritts auf einer anderen Ebene mit dem Anwender kommuniziert, denn hier sind verschiedene Bereiche mit verschiedenen Aufgaben im Spiel. Ist aber die Produktbeschreibung für Produkt A so reißerisch, dass sie auch auf dem Fischmarkt eine realistische Chance hat, während bei Produkt B nüchterne Fakten datenblattgleich aufgezählt werden und Produkt C außer einem Preis kaum weitere Informationen bietet, ist das goldene Gesetz der Konsistenz gleich mehrfach gebrochen.

Tun Sie das nicht, sondern sorgen Sie für eine ansatzweise einheitliche Ansprache, Qualität und Inhaltsdichte bei vergleichbaren Teilen Ihres Webangebots. Und welche sprachliche Basis Sie auch wählen: orientieren Sie sich möglichst nie an Ihrer eigenen Begriffswelt, sondern verwenden Sie die Sprache des Benutzers, solange das nicht bedeutet, in Jargon abrutschen zu müssen. Das passt nicht nur besser zu den wahrscheinlich formulierten Suchanfragen Ihrer Besucher, die zur Website geführt haben, sondern vereinfacht es dem Besucher auch, die Inhalte zu verstehen. Zugleich zeugt eine angemessene Ansprache des Besuchers von einer gewissen Sorgfalt, so dass das Gefühl, die richtige Site gefunden zu haben, verstärkt wird.

Rechtschreibung

Auch die grammatisch korrekte Wiedergabe von Inhalten einer Website ist aus Sicht der Benutzerfreundlichkeit wichtig. Kleine und einzelne(!) Fehler sind nie zu vermeiden und werden weder der Erfassbarkeit der Inhalte noch Ihrem Ansehen schaden, aber wenn die Fehlerquote zu sehr steigt, verjagt das den Besucher nicht nur, weil er an Ihrer Kompetenz zweifelt, sondern unterwandert auch nachhaltig die Glaubwürdigkeit der Inhalte. Erschwerend kommt hinzu, dass fehlerträchtige Textpassagen ungleich schwieriger zu lesen sind, als sorgfältig korrigierte Webseiten. Und da es ja jedem Besucher so einfach wie möglich gemacht werden soll… lassen Sie neue Inhalte Korrekturlesen. Machen Sie es nicht ausschließlich selbst, sondern lesen Sie ein- oder zweimal sorgfältig selbst nach der Erstellung durch, korrigieren Sie, was zu finden war und lassen Sie dann jemand anderen den Text lesen. Der findet nicht nur Fehler, sondern stellt vielleicht auch Fragen zu einzelnen Passagen, die Sie dann gleich noch überarbeiten können – denn was Ihrem ersten Leser passiert ist, wird wahrscheinlich auch einer nennenswerten Anzahl weiterer Leser als Frage in den Sinn kommen oder beim Lesen auffallen.